„Das Deutscheste, was Du besitzt“

Mein Weg führt mich heute durch die Klassenzimmer des Kästner Kollegs, auf der Suche nach einer Antwort auf die die Frage: Was ist das Deutscheste, was du besitzt? Jahrelang war Deutschland Exportweltmeister, aktuell ist es immer noch das drittgrößte Exportland weltweit. Ist es da nicht nur logisch, an einem Ort wie dem Kästner Kolleg, wo so viele Nationen zusammentreffen, eine Vielzahl an Dingen deutscher Herkunft bei jedem Einzelnen zu finden?

Doch wie definiert man „das Deutscheste, was du besitzt“?  Zum einen kann es banal ein Gerät, Kleidungsstück oder Möbel einer deutschen Marke sein, aber auch regionsspezifische Dinge wie Trachten, vielerlei Nippes oder auch kulinarische Köstlichkeiten. Wenn ich mir selber als Deutsche diese Frage stelle, komme ich erstmal ins grübeln, was mich sehr überrascht. Müssten mir da nicht sofort tausende Dinge in meinem Besitz einfallen? Rein spontan schon mal nicht. Nach reiflicher Überlegung komme ich dann doch noch auf meine längst verwaisten Dirndl und Lederhosen im Schrank, ein Überbleibsel meiner Zeit in Bayern. Auch einiges an erzgebirgischer Handwerkskunst, wie Räuchermännchen, Pyramide und Schwibbogen verstecken sich in den Weihnachtsdeko-Kisten im Keller. Für mich ist und bleibt aber das sinnbildlich Deutscheste die alte Kuckucksuhr, die im Wohnzimmer meiner Großeltern hängt. Mit ihrem stetigem Ticken und dem immer pünktlichen Vögelchen, welches zur vollen Stunde rauskommt, könnte sie wohl deutscher nicht sein.

Als ich nun unseren Schülern diese Frage aller Fragen stellte, wurde ich zuerst mit großen Augen angesehen, dann herrschte Stille. Auch ihnen fiel spontan nichts ein, was mich noch mehr wunderte als bei mir selbst. Da kommt man vom anderen Ende der Welt und doch ist wohl mehr Gewohntes vorhanden, als so mancher glauben mag. Doch nur wenige Augenblicke später überboten sich die Schüler mit ihren deutschen „Schätzen“.

Hier eine kleine Hitliste der deutschesten Besitztümer:

Herrenhuter Stern – Kei aus Japan                                              

Tupperware – Elena aus Spanien                              

Schwibbogen – Marwa aus Syrien                             

Dirndl – Chikako aus Japan

Holzspielzeug – Michal aus Tschechien

Waschlappen – Maria aus Spanien

VW-Jetta – Hermann aus Russland

Apfelschorle – Piotr aus Polen

Brezeln – Alexandra aus Russland

Mein Freund – Lenka aus Tschechien

Ampelmännchen – Yohan aus Korea

Schuhschrank im Treppenhaus – Carla aus Spanien

Somit endet meine Reise durch die Klassenzimmer des Kästner Kollegs, teilweise doch sehr überrascht, was für unsere Schüler alles so „typisch deutsch“ ist. Interessant war es allemal und ich bin jetzt um die Erkenntnis reicher, dass Ampelmännchen wohl nur in Deutschland auf so vielerlei Weise dargestellt werden und somit einen regelrechten Kultstatus weltweit besitzen.

Diana Brußig

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